Chancengleichheit & Diversität

Gemeinsam gegen Barrieren

InterviewLesezeit: 3 Min.|07. Jul 2022, verfasst von Aylin
Darum geht es

Lukas studiert bei uns im 1. Semester Psychologie – damit er später als tauber Psychologe Menschen eine barrierefreie Kommunikation ermöglichen kann. Wir haben ihn gefragt, wie inklusiv das Fernstudium wirklich ist und wie wir uns verbessern können.

Fernstudent Lukas

Lieber Lukas, warum hast Du Dich für die IU Internationale Hochschule (IU) entschieden? 

Lukas: Ein wichtiger Grund für meine Wahl ist die zeitliche Flexibilität des Studiums. Es ermöglicht mir, meine Tätigkeiten in verschiedenen Ländern mit dem Online- Studium zu kombinieren. Ich kann in anderen Ländern neue Erfahrungen im Bereich der Psychologie tauber Menschen sammeln und diese in mein Online-Studium einfließen lassen, in dem ich die Grundlagen der Psychologie lerne. Das Fernstudium passt sehr gut zu meinen persönlichen Interessen und Zielen.  

Warum Psychologie? Was fasziniert Dich an dem Fach?

Lukas: Leider gibt es in Deutschland sehr wenige taube Psycholog:innen. Der Bedarf in der Taubgemeinschaft ist jedoch sehr hoch, denn meistens stehen nur hörende Psycholog:innen in einem Team mit Gebärdensprachdolmetscher:innen zur Verfügung. In einer Beratungs- oder Therapiesituation wäre aber eine direkte Kommunikation in Gebärdensprache auf der Basis einer gemeinsamen Identität sicher der bessere Weg. Daher ist es eines meiner Ziele, eine solche barrierefreie Kommunikationssituation zu ermöglichen. Und aus meinen Erfahrungen und meiner Motivation heraus ist in mir der Wunsch gewachsen, Psychologie zu studieren. Zum einen möchte ich den Menschen eine barrierefreie Kommunikation ermöglichen, zum anderen habe ich selbst ein großes Interesse an Menschen und ihrem Verhalten.


Was musste im Vorfeld passieren, damit Du als gehörloser Studierender am Studium teilhaben kannst? Wie gut funktioniert das Studieren und wo gibt es aus Deiner Sicht Verbesserungsbedarf für Studierende mit Einschränkungen? 

Lukas: Es gibt immer noch viel zu tun, damit taube Studierende an ihrem Studium teilnehmen können: Der bürokratische Aufwand im Allgemeinen ist das Hauptproblem. Wir müssen uns an das Fachamt der Eingliederungshilfe zur Kostenübernahme für Dolmetscher:innen wenden. Jedoch ist der Weg nicht ganz einfach, da die Dauer der Antragsbewilligung lange dauert. Hinzu werden wir am Eingliederungsamt traumatisiert, wo wir verschiedene Diskriminierungen erlebt haben, wie z.B. Ablehnung, Audismus, usw. Ein weiteres Problem ist der Mangel an Dolmetscher:innen. Aus diesem Grund müssen wir so schnell wie möglich Dolmetscher:innen finden, um sie für das gesamte Semester zu belegen. Im Anschluss daran müssen wir weitere Anstrengungen in unserem Studium unternehmen, z. B. Professor:innen oder die Tutor:innen über das Problem, die Bedürfnisse usw. aufklären. Meiner Ansicht nach sollten alle Institutionen die Grundlagen des Hintergrunds über Taubheit beherrschen. Das würde es den tauben Studierenden leicht machen, sich zu integrieren, anstatt immer über etwas aufgeklärt zu werden, was nicht in ihrer Zuständigkeit liegt. Somit ist die Gesamtheit entsprechend doppelt, vielleicht dreifach so aufwendig im Vergleich zu hörenden Studierenden. Ein weiterer Punkt ist der Podcast, welcher mich meistens verärgert, wenn es keine Untertitel gibt. Das ist leider keine Inklusion.   

Wie hat Dich die IU unterstützt?

Lukas: Die IU hat mich sofort unterstützt, sich mit mir im Videogespräch über meine Bedürfnisse ausgetauscht und versucht, diese umzusetzen. So dass ich mich in meinem Studium zugehörig fühle. Was ich großartig fand, ein Modulverantwortlicher übernimmt die Klärung mit meinem Tutor, damit ich mich weiter auf mein Studium konzentrieren kann. 


Denkst Du, dass wir schon in einer inklusiven Gesellschaft leben? Wo siehst Du hier noch Barrieren, die es zu überbrücken gilt? 

Lukas: Nein, leider noch nicht. In unserer Gesellschaft gibt es noch viele Barrieren und Hindernisse im täglichen Leben. Denn als taube Person wird man von der Gesellschaft selbst zur Barriere gemacht. Ein Beispiel: die Höranlagen am Bahnhof, die mit einem Klingelton signalisieren, dass man jetzt irgendwohin gehen soll oder jetzt etwas anfängt. Das bekommt die taube Person nicht mit. Warum gibt es keine optischen Signale? Noch weitere: keine Untertitel oder Dolmetscher:innen in TV/Online-Mediatheken, anstrengender Umgang mit Behörden, die geringste Grundkenntnisse über Gehörlose beherrschen usw.  


Was würdest Du anderen Menschen mit Beeinträchtigung mit auf den Weg geben, die sich auch weiterbilden wollen? 

Lukas: Gib nicht auf – auch wenn es viele Hindernisse gibt. Kämpfe für Deine Träume – auch wenn es schwer ist. Denn wenn wir zusammenhalten, erreichen wir gemeinsam das angestrebte Ziel. Und zwar nicht nur am 3. Dezember. Kämpfen wir gemeinsam dafür, Barrieren zu beseitigen. Jeden Tag! 

Ich komme aus München und bin Redakteurin an der IU Internationalen Hochschule. Neben dem Schreiben lese ich unheimlich gerne und verbringe jede freie Minute in der Natur – am liebsten gemeinsam mit meinen Besten. Ohne gute Musik könnte ich nicht leben. Ich liebe das Theater und reise, so viel ich kann.

Aylin
IU Redakteurin
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