Finanzielles Wohlbefinden im Realitätscheck (gemäß OECD-Toolkit)
Durchschnittlich 53 von 100 Punkten – so viel erreichen die Menschen in Deutschland in einer repräsentativen Erhebung der IU Internationalen Hochschule zum finanziellen Wohlbefinden in Deutschland, gemessen mithilfe des Toolkits, welches von der OECD entwickelt wurde.¹
Der durchschnittliche Gesamtwert ergibt sich aus den Dimensionen „Objektives finanzielles Wohlbefinden“ und „Subjektives finanzielles Wohlbefinden“:
Im Vergleich: Messung 2022² des finanziellen Wohlbefindens durch die OECD³
¹ Das OECD-Toolkit for Financial Literacy and Financial Inclusion ist ein Instrument, das von der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) entwickelt wurde, um u. a. das finanzielle Wohlbefinden in verschiedenen Ländern zu bewerten und zu vergleichen.
² Im Rahmen der Datenerhebung der OECD 2022 wurden 1.000 Personen in Deutschland im Alter von 18 bis 79 Jahren telefonisch befragt, repräsentativ für die deutsche Bevölkerung.
³ Quelle: www.oecd.org/content/dam/oecd/en/publications/reports/2023/12/oecd-infe-2023-international-survey-of-adult-financial-literacy_8ce94e2c/56003a32-en.pdf, Seite 49
Zwei wichtige Begriffe, schnell erklärt:
Objektives finanzielles Wohlbefinden
Dies wird auch als finanzielle Resilienz bzw. finanzielle Sicherheit bezeichnet und beschreibt die Fähigkeit einer Person, unerwartete finanzielle Ausgaben zu verkraften. Zum Beispiel bei Jobverlust oder Krankheit. Dabei geht es nicht nur darum, wie viel Geld man hat, sondern auch darum, ob man über die nötigen Mittel verfügt, um in Krisenzeiten seine finanziellen Verpflichtungen weiterhin zu erfüllen und nicht in eine Notsituation zu geraten.
Subjektives finanzielles Wohlbefinden
Dies beschreibt das persönliche Gefühl einer Person in Bezug auf ihre finanzielle Situation. Im Gegensatz zu objektiven Kennzahlen wie Einkommen oder Vermögen misst dieser Wert, wie zufrieden, sicher oder gestresst sich jemand fühlt.
Es geht also nicht darum, wie viel Geld eine Person hat, sondern darum, wie sie sich mit ihrem Geld fühlt. Dieser Wert ist besonders wichtig, um zu verstehen, ob finanzielle Maßnahmen die Lebensqualität der Menschen tatsächlich verbessern.
Mit 53 von 100 Punkten liegt das finanzielle Wohlbefinden der Menschen in Deutschland deutlich unter dem Wert der OECD von 2022. Hinter dieser Zahl steckt eine besorgniserregende Tendenz: Viele Menschen fühlen sich finanziell angespannt und von Existenzsorgen belastet. Wer am Monatsende kaum über die Runden kommt, ist nicht nur unzufrieden, sondern erlebt auch eine Art psychische Dauerbelastung. Finanzwissen allein reicht hier nicht aus – entscheidend ist, dass nach Abzug der Lebenshaltungskosten noch Spielraum bleibt. Doch bei steigenden Preisen für Wohnen, Energie und Lebensmittel sinkt die Kaufkraft kontinuierlich. Das ist ein Warnsignal, das Politik und Wirtschaft ernst nehmen müssen.“
Prof. Dr. Johannes Treu
Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Volkswirtschaftslehre an der IU Internationalen Hochschule
