Mehr als 7 von 10 Arbeitnehmer:innen in Deutschland erleben Leisure Sickness
Bei 71,9 Prozent der Arbeitnehmer:innen ist Leisure Sickness (deutsch: Freizeitkrankheit) bereits aufgetreten: So viele Beschäftigte hatten an freien Tagen oder im Urlaub schon einmal das Gefühl, krank zu werden oder sich erschöpft zu fühlen. 19,3 Prozent der Befragten erleben Leisure Sickness sogar immer oder häufig. Lediglich 22,2 Prozent der Arbeitnehmer:innen geben in einer repräsentativen IU Studie an, Leisure Sickness bisher noch nicht erlebt zu haben.
Frage: Haben Sie schon einmal erlebt, dass Sie an Ihren freien Tagen oder im Urlaub das Gefühl hatten, krank zu werden oder sich erschöpft zu fühlen?
Frage: Wie oft erleben Sie an Ihren freien Tagen oder im Urlaub das Gefühl, krank zu werden oder sich erschöpft zu fühlen?
Von Erschöpfung bis Erkältung: Symptome von Leisure Sickness
Müdigkeit bzw. Erschöpfung ist das Symptom von Leisure Sickness, das Arbeitnehmer:innen an freien Tagen oder im Urlaub am häufigsten erleben. Weitere auftretende Symptome sind: Schlafprobleme, Reizbarkeit, Kopfschmerzen, Erkältungssymptome, Magen-Darm-Beschwerden sowie Migräne.
Frage: Wie häufig erleben Sie an Ihren freien Tagen oder im Urlaub folgende Krankheitssymptome?
Schwerpunkt
Ursachen von Leisure Sickness
Leisure Sickness gilt als Folge von Stress im Arbeitskontext (siehe Leisure Sickness: Definition), und Stress kann mehrere Ursachen haben. Arbeitnehmer:innen belasten laut IU Studie vor allem: hoher Arbeitsdruck, mangelnde Unterstützung durch Vorgesetzte und Kolleg:innen sowie eine unklare Aufgabenverteilung und unklare Aufgabenstellungen. Weitere Belastungsfaktoren sind: lange Arbeitstage und eine ungünstige Work-Life-Balance.
Im Rahmen der IU Studie zu Leisure Sickness wollten wir außerdem wissen: Wie kommen Arbeitnehmer:innen mit ihrer Arbeitsbelastung zurecht, wie viele Überstunden werden gemacht und welche Auswirkungen hat die ständige Erreichbarkeit auf die Erholung?
Belastungsfaktoren im Überblick
Hoher Arbeitsdruck und lange Arbeitstage belasten vor allem Arbeitnehmer:innen bis 25 Jahre. Am seltensten beansprucht zeigt sich die Altersgruppe ab 56 Jahren: 29,2 Prozent finden keinerlei Aspekte ihrer Arbeit als belastend.
Frage: Gibt es Aspekte Ihrer Arbeit, die Sie als belastend empfinden?
Top-8-Nennungen
Hohe Arbeitsbelastung: Fast jede:r Zehnte fühlt sich überfordert
Knapp die Hälfte der befragten Arbeitnehmer:innen in Deutschland berichten von einem hohen Arbeitsdruck – mit dem sie aber meist zurechtkommen. Für 9,2 Prozent dagegen führt die sehr hohe Arbeitsbelastung zu Druck und Überforderung. Lediglich 39,9 Prozent geben an, dass ihre Arbeitsbelastung gut verteilt und handhabbar ist.
Frage: Wie würden Sie Ihre aktuelle Arbeitsbelastung am ehesten beschreiben?
Insbesondere Personen mit hohem Arbeitspensum neigen dazu, Erholungspausen zu verkürzen oder gänzlich ausfallen zu lassen, was zu Erschöpfung, Konzentrationsproblemen und einem geschwächten Immunsystem führen kann.“
Prof.ⁱⁿ Dr.ⁱⁿ Stefanie André
Professorin für Gesundheitsmanagement an der IU Internationalen Hochschule und Expertin für Gesundheit am Arbeitsplatz
8 von 10 Arbeitnehmer:innen in Deutschland machen regelmäßig Überstunden
80,6 Prozent der Arbeitnehmer:innen in Deutschland geben an, dass sie regelmäßig Überstunden machen. Bei 42,9 Prozent sind es im Durchschnitt bis zu 2 Überstunden und bei 26,0 Prozent 3 bis 5 Überstunden pro Woche. Für 11,6 Prozent sammeln sich im Durchschnitt 11 oder mehr Überstunden pro Woche an.
Bis zu 2 Stunden pro Woche
42,9 %
3–5 Stunden pro Woche
26,0 %
6–10 Stunden pro Woche
8,6 %
11–15 Stunden pro Woche
1,7 %
Mehr als 15 Stunden pro Woche
1,3 %
Ich mache generell keine Überstunden.
19,4 %
Frage: Wie viele Überstunden machen Sie durchschnittlich in einer Arbeitswoche?
„Die Erreichbarkeit außerhalb der Arbeitszeit beeinträchtigt meine Erholung.“
Mehr als die Hälfte der Befragten stimmen dieser Aussage voll und ganz oder eher zu. Ein Drittel der Arbeitnehmer:innen in Deutschland fühlt sich sogar dazu verpflichtet, auch außerhalb der Arbeitszeiten erreichbar zu sein. Im Altersvergleich gilt das mit 42,6 Prozent vor allem für Befragte bis 25 Jahre.
Frage: Inwieweit stimmen Sie der folgenden Aussage zu: „Die Erreichbarkeit außerhalb der Arbeitszeiten beeinträchtigt meine Erholung.“
Auszug aus abgefragten Statements
Frage: Inwieweit stimmen Sie der folgenden Aussage zu: „Ich fühle mich verpflichtet, auch außerhalb der Arbeitszeiten erreichbar zu sein.“
Auszug aus abgefragten Statements
Mehr als ein Drittel der Arbeitnehmer:innen liest berufliche E-Mails im Urlaub
Obwohl die Mehrheit der Befragten die ständige Erreichbarkeit als Beeinträchtigung empfinden, stimmen fast die Hälfte der Befragten voll und ganz oder eher zu, dass sie außerhalb der Arbeitszeiten berufliche E-Mails oder Nachrichten lesen – mehr als ein Drittel sogar im Urlaub.
Frage: Inwieweit stimmen Sie der folgenden Aussage zu: „Ich lese außerhalb der Arbeitszeiten berufliche E-Mails / Nachrichten.“
Auszug aus abgefragten Statements
Frage: Inwieweit stimmen Sie der folgenden Aussage zu: „Ich lese während meines Urlaubs berufliche E-Mails / Nachrichten.“
Auszug aus abgefragten Statements
Die Ergebnisse zeigen ein ausgeprägtes Pflichtbewusstsein bei den bis 25-Jährigen und widerlegen damit das gängige Klischee der ‚faulen Generation Z‘. Statt Arbeitsvermeidung stehen für viele junge Arbeitnehmer:innen Erreichbarkeit und Verantwortung im Fokus – auch über die regulären Arbeitszeiten hinaus.“
Prof.ⁱⁿ Dr.ⁱⁿ Stefanie André
Professorin für Gesundheitsmanagement an der IU Internationalen Hochschule und Expertin für Gesundheit am Arbeitsplatz
