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Demokratieerosion und Soziale Arbeit – Zwischen Bedrohung und Gestaltungsauftrag

6. Virtuelle Fachtagung der Sozialen Arbeit an der IU Internationale Hochschule am 28.11.2025

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts werden repräsentativ-demokratische Gesellschaften von sozialen und politischen Entwicklungen herausgefordert und bedroht. Zu nennen sind hier u. a. die ungleiche Verteilung des Wohlstands, Klimawandel, globale Armut und Migration sowie politische Erfolge autokratischer, populistischer und extremistischer Parteien und Akteur*innen (vgl. Roth, 2024, S. 11). Viele Wissenschaftler*innen attestieren der repräsentativen Demokratie daher eine Krise, die sich auch in einer Erosion des Vertrauens der Bürger*innen in die Problemlösungsfähigkeit demokratischer Institutionen und Akteur*innen sowie in einer zunehmenden Polarisierung der Gesellschaft bis hin zum drohenden „Verlust liberaler Zivilitätsnormen“ (Kneip, 2024, S. 3) zeige. Die in ihren Ausmaßen bedrohlichen Auswirkungen auf die je individuellen Lebensverhältnisse, insbesondere im Zuge des Rückbaus sozialstaatlicher Sicherungssysteme und Arbeitnehmer*innenrechte, beunruhigen längst nicht mehr nur Menschen mit geringen Einkommen. Gerade Fachkräfte der Sozialen Arbeit erleben häufig (z. B. in Schuldner*innenberatungen) hautnah, was diesen Menschen in relativer und absoluter Armut zugemutet wird, während andere Sozialmilieus mit hohem Einkommen entlastet werden. Darüber hinaus werden die Lebensverhältnisse durch zunehmenden Autoritarismus gefährdet. Dieser zielt letzten Endes auf die Beförderung und Durchsetzung einer Ideologie der Ungleichwertigkeit, auf scheinbar natürliche Differenzen von Geschlechtern, sozialen Milieus und Kulturen und steht damit den nationalen (DBSH 2016) und internationalen Selbstbeschreibungen der Sozialen Arbeit entgegen.


Entsprechend thematisiert die Tagung die Rolle der Sozialen Arbeit in diesen aktuellen, mit „Sprengkraft“ (Roth, 2024, S. 11) versehenen Diskursen und Praxen, um zu fragen und zu ergründen: „Wie genau kann die Profession und Disziplin Sozialer Arbeit dazu beitragen, dass unsichere und prekäre Lebensverhältnisse dezimiert werden, dass kulturelle und geschlechtliche Vielfalt sichtbar und wertgeschätzt wird?“ (Thiessen, 2019, S. 41).


Dabei ist auch die eigene Profession kritisch in den Blick zu nehmen: Gesellschaftliche Normalitätsvorstellungen, Problematisierungen und Antworten können auch für die Soziale Arbeit und die Praxis mit ihren Nutzer*innen richtungsweisend sein (vgl. Seelmeyer, 2018). Mit der Konstruktion von Normalität sind notwendigerweise Prozesse des Otherings verbunden, deren Folgen sich in Stigmatisierung und Exklusion niederschlagen können. Es ist insbesondere dieser Aspekt der Konstruktion des „Anderen“ als konstitutive Bedingung Sozialer Arbeit, die als Eintrittspforte von autoritären Ideologien der Ungleichheit verstanden werden kann. In diesem Sinne geht es den Veranstalter*innen auch um die Notwendigkeit einer politisch wie historisch informierten kritischen Selbstreflexion über mögliche Anschlussstellen innerhalb der Profession für autoritäre Interventionen (vgl. Gille et al., 2022).

Anmeldung

Ort: Online

Datum: 28.11.2025

Inhalte der Fachtagung

Wir erhoffen uns für diese Tagung Beiträge von Wissenschaftler*innen jeder Qualifikationsstufe, Praktiker*innen und Studierenden. Anknüpfend an die Erfahrungen aus den vergangenen Jahren wollen wir erneut einen breiten inhaltlichen Rahmen aufspannen. Wir freuen uns über Einreichungen, die empirische und/oder praxisnahe Bezüge zu folgenden Themenbereichen herstellen:

 

  • Politische Bildung und Soziale Arbeit

  • Partizipation in der Sozialen Arbeit und in der Kindheitspädagogik

  • Wie demokratisch ist die Soziale Arbeit? Potenziale und Limitationen

  • demokratiefördernder Ansätze in der Sozialen Arbeit

  • Autoritäre Ideologien der Ungleichheit in verschiedenen Handlungsfeldern der

    Sozialen Arbeit

  • Bedrohung und Prävention (z.B. Extremismus, Diskriminierung und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit)

  • Diskriminierungs- und rassismuskritische Soziale Arbeit

  • Diversität und Inklusion, z.B. queere Bildungsarbeit, Selbstbestimmungsgesetz,

  • Ableismus

  • Kritische Medienbildung und Demokratiebildung

  • Praxis(-projekte) der Sozialen Arbeit mit Bezügen zu z.B. Social Justice &

  • Diversity, Menschenrechtsbildung, Demokratieentwicklung

  • u.v.m.

Call for Abstracts

Wir freuen uns auf Vorschläge in Form von kurzen Abstracts (max. 1.000 Zeichen ohne Leerzeichen) bis zum 01.07.2025 an fachtagung-sozialearbeit@iu.org


Wie in den vergangenen Jahren, werden die Beiträge in einem Tagungsband in unserer Reihe “Soziale Arbeit und gesellschaftliche Transformation” (Beltz Juventa) veröffentlicht.

Programmkomitee

  • Prof. Dr. Katrin Sen (Frankfurt/M.)

  • Prof. Dr. Bärbel Schomers (Bonn)

  • Prof. Dr. Martin Staats (Frankfurt/M.)

  • Prof. Dr. Jens Rieger (Hannover)

  • Prof. Dr. Holger Knothe (München)

  • Prof. Dr. Mehmet Kart (Bremen)

  • Prof. Dr. Boris Friele (Berlin)

  • Prof. Dr. Dirk Wassermann (Bremen)

Weitere Infos

Auszeichnungen, Akkreditierungen und Zertifizierungen